Bleib manche Nächte auf bis zur Dämmerung.
So wie es der Mond manchmal tut für die Sonne.
Sei wie ein voller Eimer,
der den dunklen Brunnen hochgezogen
und dann ans Licht gehoben wird.
25 Monday May 2015
Posted Erwachen, Gesundheit, Gott, Heilung, Literatur, Poesie, Rumi, Spiritualität
in18 Monday May 2015
Posted Freund, Freundschaft, Gott, Liebe, Literatur, Poesie, Rumi, Spiritualität
inWenn jedes Herz einen privaten Weg
in den FREUND hinein hätte wie diesen,
gäbe es auf der Spitze jedes Dorns eine Gartenbank.
Jeder Kummer würde zur Ausgelassenheit.
Flammen-farbige Seelen
würden sich übereinander freuen.
Der Blitz steht als Türsteher des Vollmonds da.
Wenn nicht, dann findet die Himmelsverschiebung
eben am Boden statt.
Könnten uns Beine, Füße und Flügel
zum Geliebten tragen,
jedes Atom würde zum Transportmittel.
Könnten alle sehen, was Liebe ist,
jeder richtete eine Zeltstange auf im Meer:
die Weltbevölkerung wäre im Ozean untergebracht
und würde dort so leicht leben.
Was, wenn du in jeder Träne eines Liebenden
das Gesicht des Freundes sehen würdest –
Mohammed, Jesus, Buddha, Shams von Täbriz,
diesen unmöglich möglichen Philosophen,
diesen glasdiamantenen Einen?
Ein Freundschaftsfeuer löst Trennungen auf,
gestern und morgen fallen in eins.
Fege weiter den Boden.
03 Sunday May 2015
Posted Erkenntnis, Gott, Literatur, Mystik, Poesie, Rumi, Schreiben, Spiritualität
inTags
Ich war tot, dann lebendig.
Ich weinte, dann lachte ich.
Die Macht der Liebe kam über mich,
und ich wurde wild wie ein Löwe,
dann zart wie der Abendstern.
Er sagte: „Du bist nicht verrückt genug.
Du gehörst nicht in dieses Haus.“
Ich lief Amok und musste gefesselt werden.
Er sagte: „Immer noch nicht wild genug,
um bei uns zu bleiben!“
Ich durchbrach noch eine Schicht,
in überschwängliche Freude hinein.
Er sagte: „Das reicht nicht.“
Ich starb.
Er sagte: „Du bist ein cleverer kleiner Mann,
voller Zweifel und Fantasie.“
Ich rupfte mir die Federn aus und wurde ein Narr.
Er sagte: „Jetzt bist du die Kerze
für diese Versammlung.“
Aber ich bin keine Kerze. Schau doch!
Ich bin nur zerstiebender Rauch.
Er sagte: „Du bist das Oberhaupt, der Führer.“
Aber ich bin kein Lehrer. Ich habe keine Macht.
Er sagte: „Du hast bereits Flügel.
Ich kann dir keine geben.“
Aber ich wollte seine Flügel.
Ich fühlte mich wie ein Huhn, das nicht fliegen kann.
Dann sagten mir neue Geschehnisse:
„Beweg dich nicht. Himmlische Großzügigkeit
kommt auf dich zu.“
Und die alte Liebe sagte: „Bleib bei mir.“
Ich sagte: „Das will ich.“
Du bist der Ursprung des Sonnenlichts,
ich bin ein Weideschatten am Boden.
Du verwandelst meine Zerlumptheit in Seide.
Bei Tagesanbruch ist die Seele
wie verdunkeltes Wasser,
das langsam beginnt, danke, danke zu sagen.
Dann wieder bei Sonnenuntergang.
Venus wird allmählich vom Mond abgelöst,
dann der vollständige Nachthimmel.
Das kommt, weil dein Lächeln
mit Lächeln beantwortet wird.
Der Schachmeister sagt gar nichts
und bewegt nur die stille Schachfigur.
Dass ich ein Teil der Tricks dieses Spiels bin,
macht mich unheimlich glücklich.
(Nach Coleman Barks)
17 Friday Apr 2015
Posted Dichtung, Gott, Heiliger Geist, Literatur, Mystik, Poesie, Rumi, Spiritualität, Sufismus
inIn jedem Treffen, in jeder Zufallsbegegnung auf der Straße
gibt es ein Leuchten, erstrahlt Eleganz.
Heute erkannte ich:
Diese Juwel-gleiche Schönheit ist die Präsenz.
Unsere Liebesverwirrtheit,
der Glanz, in dem wässriger Lehm heller als Feuer wird.
Das ist der FREUND.
Ich betete: „Gibt es denn einen Weg
in dich hinein, eine Leiter?“
„Dein Kopf ist die Leiter. Bring ihn unter deine Füße.“
Der Geist, diese Himmelskugel an Wahrnehmung
ist ein Sternenuniversum.
Stoß dich mit deinem Fuß davon ab
und tausend neue Straßen tauchen auf.
Wie wenn du bei Tagesanbruch
durch Licht segeln würdest.
Übersetzung nach Coleman Barks
11 Wednesday Mar 2015
06 Friday Mar 2015
IN DEN WELLEN UND DARUNTER
Es gibt Zeichen in Augen, die bis zum Meer sehen.
Eins davon ist das Erstaunen.
Jene am Ufer, die Schaum und Treibgut studieren,
haben Vorsätze, die sie dir lang und breit erklären werden!
Jene, die bis zum Meer sehen, werden zum Meer
und können darüber nicht sprechen.
Am Strand hörst du Sehnsuchtslieder und Wutgezeter,
den raffinierten Wortetanz der Persönlichkeit.
Doch in den Wellen und darunter
gibt es weder Eigenwillen noch Scheinheiligkeit,
nur Liebe, die Formen bildet und sich entfaltet.
(Nach Coleman Barks)
27 Friday Feb 2015
Ein Mann sitzt in einer Plantage,
üppige Obstbäume, pralle Reben.
Sein Kopf ist auf seinen Knien, Augen zu. Sein Freund sagt:
„Warum diese mystische Versenkung,
wenn die Welt doch so schön ist, so eine Gnade?“
Er antwortet: „Dieses Außen bildet sich aus dem Innen.
Ich ziehe den Ursprung vor.“
Natürliche Schönheit ist wie ein Ast,
der sich in einem Flüsschen spiegelt.
Da zittert er, dort nicht.
Die Ausdehnung in der Seele
ist wirklicher als Äste und ihre Spiegelbilder
wegen denen wir lachen und froh oder traurig sind.
Fang den Duft des wirklichen Gartens ein.
Schmecke den Weinberg im Weinberg.
(Nach Coleman Barks)
21 Sunday Dec 2014
Tags
Ich bin Staubteilchen im Sonnenlicht.
Ich bin die runde Sonne.
Zu den Staubteilchen sage ich, Bleibt.
Zur Sonne, Bleib in Bewegung.
Ich bin Morgendunst.
Und der atmende Abend.
Ich bin Wind in den Wipfeln von Bäumen.
Brandung an einer Klippe.
Ich bin Mast, Ruder, Steuermann, Kiel.
Und das Korallenriff, an dem sie zerschellen.
Ich bin ein Baum mit einem dressierten Papageien in den Ästen.
Stille, Gedanke und Stimme.
Musikstrom aus einer Flöte.
Funke von einem Stein, Flimmern in einem Metall.
Zugleich Kerze und Motte, die wild um sie schwirrt.
Rose und Nachtigall, die sich in ihrem Duft verliert.
Ich bin alle Formen des Seins, die kreisende Galaxie,
die Intelligenz von Evolution, der Aufschwung, der Fall.
Ich bin das, was ist und das, was nicht ist.
Du, der Du Dschelaluddin* kennst, Du, der Eine in Allem,
sag, wer ich bin.
Sag, Ich bin Du.
*Dschelaluddin ist der Vorname Rumis
Nach einer Version von Coleman Barks, übersetzt von Christoph Engen
17 Wednesday Dec 2014
Posted by Christoph Engen | Filed under Heilung, Innere Stimme, Literatur, Märchen, MS, Spiritualität
11 Thursday Dec 2014
Tags
Eine Vogel-Delegation kam zu Salomon und beschwerte sich.
„Wie kommt es, dass du nie die Nachtigall kritisierst?“
„Weil mein Weg ein anderer ist“, sagte die Nachtigall zu Salomon,
„von Mitte März bis Mitte Juni singe ich.
Die übrigen neun Monate, während ihr weiterzwitschert,
bin ich still.“