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SALOMONS SCHIEFE KRONE
Salomon war emsig dabei, andere zu verurteilen,
während es in Wirklichkeit nur seine Gedanken waren,
die das ganze Gemeinwesen durcheinanderbrachten.
Die Krone rutschte ihm schräg über den Kopf.
Er schob sie gerade, doch sie kippte wieder herab.
Achtmal passierte das.
Schließlich begann er, mit dieser Kopfbedeckung zu sprechen:
„Warum kippst du immer wieder über meine Augen herunter?“
„Ich muss das tun. Wenn deine Macht an Mitgefühl verliert,
muss ich dir zeigen wie so etwas aussieht.“
Sofort erkannte Salomon die Wahrheit in diesen Worten.
Er kniete nieder und betete um Vergebung.
Die Krone saß wieder gerade auf seinem Kopf.
Wenn etwas schief läuft, sei dafür erst einmal selbst verantwortlich.
Selbst die Weisheit von einem wie Platon oder wie Salomon
kann wackelig werden und nichts mehr sehen.
Hör hin, wenn dich deine Krone erinnert,
was es ist, das dich zu anderen kalt sein lässt,
während du deine Eigensucht hegst und pflegst.
RUMI
Nach Coleman Barks, übersetzt von Christoph Engen