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WACHS – Ein Gedicht von Rumi

26 Saturday Jul 2014

Posted by Christoph Engen in Dichtung, Erleuchtung, Freiheit, Freundschaft, Gott, Heilung, Liebe, Literatur, Poesie, Rumi

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Heilung, Poesie, Rumi, Schreiben

 

Wenn ich Dich sehe und sehe wie Du bist,
schließe ich die Augen vor allem anderen.
Für Dein Salomonssiegel werde ich durch und durch Wachs.
Ich warte darauf, Licht zu sein.
Ich gebe die Meinungen auf – zu allem und jedem.
Ich werde zum Flötenrohr für Deinen Atemhauch.

Du warst mitten in meiner Hand,
doch ich hörte nicht auf mit der Sucherei.
Ich war mitten in Deiner Hand,
doch ich hörte nicht auf damit, Schlafmützen Fragen zu stellen.

Wie unfassbar primitiv oder blau oder irre ich war,
in mein eigenes Haus zu schleichen und Geld zu stehlen,
über den Zaun zu klettern, um an mein Gemüse zu kommen.
Aber Schluss damit! Ich habe mich von der dummen Faust frei gemacht,
die mein innerstes Wesen verquetscht und verbogen hat.

Durch mich kommt das das Universum.
Durch mich kommt das Licht der Sterne.
Ich bin die Mondsichel über dem Tor zum Fest.

(Nach Coleman Barks, übersetzt von Christoph Engen)

 

 

ÖFFNE ALLEN LACHEND DIE TÜR! Ein Heilungserlebnis

06 Thursday Feb 2014

Posted by Christoph Engen in Angstfreiheit, Ego-Auflösung, Ein Kurs in Wundern, Erleuchtung, Gesundheit, Gott, Heiliger Geist, Heilung, MS, Poesie, Rumi, Schreiben, Therapie, Träume, Wachträume, Weisheit, Wunder

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Ein Kurs in Wundern, Erfahrungsbericht, Multiple Sklerose, Rumi, Schreiben, Selbstheilung, Wachträume, Wunder

ÖFFNE ALLEN LACHEND DIE TÜR!

Ein Heilungserlebnis

 

 

Vor kurzem wurde ich mal wieder nachts von nervenaufreibenden Spasmen in meinen Waden verfolgt. Bald, nachdem ich ins Bett gegangen war, fingen auch schon meine Beine unwillkürlich zu zucken und zappeln an. An Schlafen war nicht mehr zu denken. Ich war todmüde, musste aber trotzdem aufstehen und irgendetwas tun. Eine heiße Dusche half nicht wirklich, genauso wenig, meine Waden zu massieren, auf und ab zu humpeln, Magnesium zu nehmen, auf der kalten Terrasse frische Luft zu holen. Ich merkte wie angespannt meine Gesichtsmuskeln waren in Erwartung des nächsten Krampfes. Ich konnte deutlich fühlen, wie sich der Krampf im gerade betroffenen Bein allmählich aufbaute und schließlich auf einen Schlag entlud. Um das alles noch zu toppen musste ich immer wieder pieseln, aufgrund einer hartnäckigen Blaseninfektion, und ich hatte in Kürze drei, vier Windeln aufgebraucht. Himmel nochmal, ich hatte von alledem derart genug! Ich konnte es nicht ausstehen, alle 15, 20 Minuten diese Windeln zu wechseln, und gleich danach zuckten die Beine wieder.

 

Trotzdem kam mir auch immer wieder ein guter Gedanke oder Satz in den Sinn, wie „Heilung“ oder „Frieden in meinen Beinen und in der ganzen Welt“ oder „Danke für meine Gesundheit“. Und ich konzentrierte mich dann auch auf diese guten Absichten. Bis mich das nächste Zucken oder die nächste Pinkelattacke wieder davon abbrachten.

 

Dann fiel mir ein Wunderwirkendes Heilungsgebet der “Ein Kurs in Wundern”- Lehrerin Nouk Sanchez ein. Hier ist es an einem Stück:

 

„Heiliger Geist, mein Glaube daran, dass ______(Thema, Krankheit oder Problem)_____wirklich ist, verursacht, dass ich mich angegriffen fühle und mich dagegen verteidige. In meiner Verteidigung bin ich allein, in meinem Gewahrsein abgeschnitten von Deiner Liebe und wahrer Heilung. Aber die Wahrheit ist, Deine Liebe und Heilung ist alles, was ist. Es gibt nichts außer Deiner Liebe.

 

Ich erkenne: indem ich wähle, an diese Angst zu glauben, lehne ich Deine Liebe und Heilung ab. Und ich verteidige mich vor Deiner Liebe, Deiner Freude und Deinem Frieden. Jetzt entscheide ich mich, meine Sorgen und Ängste zu Dir zu bringen, Heiliger Geist, damit wir sie gemeinsam ansehen können. Gemeinsam sehen wir meine Liste der Abwehr an. Ich bitte Dich, Deine Liebe in meinen Geist zu leuchten und diese Ängste neu für mich zu interpretieren. Reinige sie und verwandle sie in Bereiche der Heilung und Inspiration.

 

Ich akzeptiere, das einzige, was ich dabei zu tun habe, ist:

1) Ich lade Dich ein, diese Ängste und Urteile mit mir gemeinsam anzusehen. Während wir das tun, werde ich weder über mich selbst noch über jemand anderes urteilen; stattdessen werde ich einen Raum von komplettem Nicht-Urteil offenhalten, damit Du den mit Liebe und Heilung füllen kannst.

 

2) Während ich alles ansehe, sage ich ehrlich gemeint: „Obwohl dies ein Problem zu sein scheint und trotz irgendwelcher Gefühle von Angst, Beklemmung, Wut, Schuld oder Zweifel, die ich haben mag, öffne ich mich jetzt, in diesem Augenblick, dafür, durch das Wunder Heilung zu empfangen. Ich nehme diese Heilung an. So soll es sein. Amen.“

 

Aus THE END OF DEATH von Nouk Sanchez, undoing-the-ego.org

 

Irgendwie versuchte ich, die Kernaussagen dieses Gebets in meiner Erinnerung zusammenzubekommen.

 

‚Okay, Heiliger Geist‘, dachte ich, ‚lass uns diesen Mist zusammen anschauen.‘ Nichts passierte. Aber zumindest hatte ich, glaube ich, die Einladung für Ihn ausgedrückt.

 

Schließlich entschied ich, mich hinzulegen und zu versuchen, mich ein bisschen auszuruhen, obgleich ich nicht daran glaubte, dass diese Spasmen oder die Pinkelattacken aufhören würden. Mit einer frischen Windel ausgestattet, ging ich zu Bett. Gleichzeitig tauchte die ehrliche, ernsthafte Frage auf: ‚Sag, was hat das alles zu bedeuten? Was ist der wirkliche Grund für dieses ganze Theater?‘

 

Erstaunlicherweise kam es dann irgendwie zu Entspannung in meinen Beinen, und ich fühlte, dass ich einschlief.

 

Was folgte, war eine sehr ungewöhnliche Erfahrung. Ich wusste, dass ich schlief und trotzdem blieb ich wach und bewusst. Dann tauchten, wie als Antwort auf meine vorangegangene Frage, aus einer inneren Dunkelheit heraus Gestalten auf. Ein langsames, schweigsames Defilee von verschiedensten ungeliebten Schatten-Charakteren. Einige waren verstümmelt, manche verwundet, manche bedrohlich, manche apathisch, ein paar wenige sahen wie wolfsähnliche Tiere aus. Ich konnte sie alle ganz deutlich sehen. Ich war fasziniert. Angst war überhaupt keine spürbar, nur Faszination über diesen finsteren Aufmarsch.

 

Schließlich kamen, ich glaube, sieben Reiter in schwarzen Umhängen und Kapuzen auf mich zu. Sie sahen genauso aus wie die Schrecken verbreitenden Reiter aus „Der Herr der Ringe“. Der mittlere Reiter kam direkt auf mich zu, aber da ich wusste, dass es MEIN Traum war, gab es überhaupt keine Angst. Mit großem Interesse schaute ich direkt in die Kapuze dieses zentralen schwarzen Reiters hinein. Nichts als Dunkelheit war dort zu sehen. Als ich tiefer und tiefer in diese Dunkelheit hineinschaute, schlief ich ein.

 

Nach einer geruhsamen Nacht fand ich mich auf unserer kalten, winterlichen Terrasse wieder bei einem heißen Morgenkaffee und schmauchte eine selbstgedrehte Zigarette. Allmählich tauchte das Licht eines bewölkten, nebligen Tages auf. Ich hatte ein neues Paar Windeln an. Meine Pinkelimpulse hatten sich deutlich beruhigt, und Spasmen hatte ich gar keine mehr. Ich erinnerte mich an meinen wachen Traum über das finstere Defilee und auch an den Ausspruch von Jesus, in dem er sich selbst als die offene Tür bezeichnet. Die offene Tür. Ich glaube, das ist genau, was er für jeden von uns will. Dass wir offene Türen sind. Und keine verschlossenen Paläste oder Hütten.

 

Als ich später mit Nina, einer guten Freundin und Therapeutin, über diesen wachen Traum sprach, erinnerte ich mich an ein Rumi-Gedicht, das ich für mein erstes Buch mit Rumi-Übersetzungen nach Coleman Barks ins Deutsche übersetzt hatte. Dieses Gedicht schien perfekt zu passen, um mein dunkles Defilee der vergangenen Nacht zu erklären:

 

Das Gasthaus

 

Ein Gasthaus ist dieses menschliche Dasein.

Jeden Tag eine Neuankunft.

 

Eine Freude, ein Kummer, eine Gemeinheit,

ein kurzes Achtsamsein

kommt als unerwarteter Gast.

 

Heiße alle willkommen und mach’s allen schön!

Auch wenn sie ein Haufen Leiden sind,

die dir brutal alle Möbel rausfegen.

Egal. Behandle jeden Gast mit Respekt.

Vielleicht schafft gerade er in dir Platz

für ganz neue Wonnen.

 

Dem dunklen Gedanken, der Scham, der Boshaftigkeit,

öffne allen mit Lachen die Tür

und lade sie ein, deine Gäste zu sein.

 

Sei dankbar für jeden, der kommt,

denn jeder wurde als Führer von oben geschickt.

 

Aus RUMI, „Die Musik, die wir sind“, Arbor-Verlag

 

Mittlerweile haben meine Blasenprobleme deutlich abgenommen, und meine nächtlichen Spasmen sind wenn, dann nur kurz. Überraschenderweise ist meine Gehfähigkeit auch noch einmal ein Stückchen besser geworden, nachdem sie sich bereits seit dem Sommer 2012 signifikant verbessert hatte. Nach 23 Jahren an zwei Krücken oder im Rollstuhl.

 

Gott und seinem Lebendigen Heiligen Geist sei Dank!

 

 

Christoph Engen, 6. Februar 2014

http://www.wundersindkeinwunder.de

Die freundliche alte Dame und der Engel

14 Tuesday Jan 2014

Posted by Christoph Engen in Depressionen überwinden, Der liebe Gott, Dichtung, Ein Kurs in Wundern, Engel, Freundschaft, Gott, Innere Stimme, Kinderbuch, Literatur, Märchen, Poesie, Senioren, Wunder

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Engel, Freundschaft, Innere Stimme, Poesie, Senioren

DIE FREUNDLICHE ALTE DAME UND DER ENGEL

 

85 Jahre sollte die freundliche alte Dame heute werden! Jetzt erinnerte sie sich. Sie blickte von ihrem Kalender hoch. Dort stand es schwarz auf weiß: 85. Ausrufungszeichen. Bald sollte sie zu der Geburtstagsparty abgeholt werden, die einige alten Freunde für sie ausrichteten. „Jesus Maria“, murmelte sie, „das ist allerhand, 85!“ Dann, nach einer Gedankenpause, sagte sie zu sich selbst entschlossen: „Na hüh, altes Zirkuspferd! Mach dich ein bisschen schön!“ Ihr Körper gehorchte und machte sich auf den Weg ins Bad.

 

Auf dem Weg dorthin blickte sie sich plötzlich, ohne zu wissen warum, zu der kleinen schönen Marienplastik mit Jesuskind um. „Geh nur“, hörte die freundliche alte Dame im selben Augenblick die Marienfigur sagen, „mach dich ein bisschen schön.“ ‚No geh‘, dachte die Dame, ‚du wirst reden können!‘ „Natürlich kann ich das“, sagte die Marienplastik, „und du wirst sehen, ich kann noch viel mehr.“ ‚Na, da bin ich gespannt‘, dachte die freundliche alte Dame und ging ins Bad. „Jetzt hörst du schon Stimmen“, sagte sie zu ihrem Spiegelbild im Badezimmerspiegel.

 

Als die freundliche alte Dame wie aus dem Ei gepellt wieder aus dem Bad herauskam, konnte sie ihren Augen nicht trauen! In ihrem gemütlichen Ledersessel saß mit freundlichem Blick eine golden leuchtende Gestalt. Die alte Dame erschrak nicht, aber die Augen musste sie sich doch gründlich reiben.

Nein tatsächlich, hier saß eine golden leuchtende Gestalt auf ihrem gemütlichen Fernsehsessel und schaute sie unverwandt an. ‚Jesus!‘, schoss es der freundlichen alten Dame durch den Kopf.

 

„Nein“, antwortete die leuchtende Gestalt und deutete auf ihr mächtiges Schwert. „Der Meister trägt keine Waffen. Grundsätzlich nicht.“

„Na, dann sind Sie der Engel Gabriel, net?“ „Du“, sagte die Gestalt, „wir hier im Himmel sind wir alle per Du. Im Himmel gibt’s keine Formalitäten.“ Der freundlichen alten Dame stand der Mund offen. „Aber das mit dem Namen Gabriel stimmt. Meine Ehrerbietung“, sagte der Engel. Mit diesen Worten stand er auf und verbeugte sich höflich, ja geradezu formvollendet elegant vor der freundlichen alten Dame. Die kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.

 

Plötzlich hörte sie sich sagen: „Darf ich Ihnen, nein Verzeihung, Dir etwas zu trinken anbieten?“ „Außerordentlich gern, gnädige Frau“, antwortete prompt der Engel, „eine Tasse Kaffee. Die, die noch in der Kanne übrig ist.“

 

Während die freundliche alte Dame leicht irritiert den Kaffee in eine Tasse goss, formulierte sich in ihren Gedanken die Frage, nach der sie gesucht hatte: „Seit wann trinken denn Engel Kaffee?“, ploppte es aus ihr heraus.  „Oh“, antwortete Gabriel und nippte genussvoll an der heißen Tasse, „wir sind den Freuden des irdischen Daseins gegenüber nicht im mindesten abgeneigt. Man interpretiert uns in dieser Hinsicht oft unvollständig.“ „Na, das freut mich“, stotterte die freundliche alte Dame. Dabei fiel ihr Blick auf den großen Wecker. „Oh Gott, kurz vor zwei“, sagte sie, „ich soll um zwei unten sein. Ach, das tut mir jetzt aber leid, Herr Gabriel!“ „Kein Problem, Gnädigste“, erwiderte Gabriel und erhob sich. Dabei streckten sich seine mächtigen Flügel leicht. „Sie haben ja Flügel!“, rief die freundliche alte Dame.

 

„Das ist bei uns Engeln so üblich“, sagte der Herr Engel förmlich und fuhr fort: „Weshalb ich hier bin, Verehrteste, das dauert nur kurz. Ich soll dir gratulieren!“ „Von wem?“, fragte die freundliche alte Dame überrascht. „Vom Meister persönlich.“ „Herr Jesus?“ „Selbstverständlich. Er hat es mir extra aufgetragen. Es war ihm sehr wichtig.“ „Hätte mir das nicht auch ein unbedeutender Engel ausrichten können, als du, großer Gabriel?“ „Nein“, antwortete Gabriel bestimmt, „der Meister wollte sichergehen, dass dir seine Gratulation von jemand überbracht wird, den man nicht übersehen kann!“ Seine mächtigen Flügel öffneten sich und fächelten der freundlichen alten Dame etwas Luft zu. Ihr stand gerade der Schweiß auf der Stirn. Dann schlürfte er wieder genussvoll an seinem Kaffee.

 

Der freundlichen alten Dame fiel gar nichts ein, was sie hätte sagen können, sie starrte nur fasziniert auf die imposante Erscheinung des Engels, der gerade verzückt schien vom Geschmack ihres einfachen Kaffees. „Herrlich“, sagte Gabriel, „wundervoll aromatisch, heiß und schwarz. Besten Dank für dieses Geschmackserlebnis, meine Gnädigste!“ Dann stellte er die Tasse ab, schüttelte leicht seine Flügel durch und fuhr fort: „Also, wie gesagt, herzlichste Geburtstagsgrüße richte ich dir hiermit vom Himmel und all seinen Bewohnern aus. Natürlich speziell von deinen vorausgegangenen Familienmitgliedern und Freunden! Ja und, wie gesagt, unser Chef persönlich trug Sorge, dass ich dir diese Mitteilungen persönlich überbringe.“

 

Gerührt nahm die freundliche alte Dame die Gratulationen entgegen. Gerade wollte sie sich bedanken, da fiel ihr Gabriel ins Wort: „Auch sind die vorausgehenden Gratulationen natürlich verbunden mit den allerbesten Himmelswünschen für dich, deine Gesundheit und dein Wohlergehen. Natürlich nur, sofern du das auch möchtest.“

„Was möchtest?“, fragte die freundliche alte Dame.

„Gesundheit und Wohlergehen“, antwortete Gabriel.

„Ja, wieso sollte ich das denn nicht wollen?“, schoss es aus der Dame heraus.

„Nun ja“, sagte der Engel und sah einen Moment lang traurig aus, „die Menschen hier haben die absonderlichsten Wünsche, Verehrteste. Oft wollen sie tatsächlich lieber sterben, als glücklich zu sein und sich ewiglich einfach des unermesslichen Lebens zu freuen. Oft ziehen sie es vor, zu glauben, dass sie vom lieben Gott und allen guten Geistern verlassen sind. Wir Engel verstehen das auch nicht. Es ist eine lange unvernünftige Geschichte.“

 

„Heißt das denn, dass ich Gesundheit und Wohlergehen einladen muss?“, fragte die freundliche alte Dame nachdenklich.

„Ja selbstverständlich“, erwiderte der Engel, „nur einladen, nur willkommen heißen musst du sie. Wenn du diese Dinge nicht aktiv willst, bleiben sie natürlich vor deiner Lebenstür. Wenn die Menschen nur ahnten, wie viel Gesundheit und Wohlergehen und Freude draußen vor ihren Türen warten und warten und warten müssen, weil sie sie einfach nicht hereinlassen wollen.“

 

„Das ist ja absurd!“, schoss es aus der freundlichen alten Dame heraus, „ja, aber ich muss gestehen, ich mache das auch manchmal so, wenn ich mich recht alleine fühle.“ Bei diesen Worten ging ein Ruck durch Gabriel und er sah die freundliche alte Dame durchdringend an. Dann sagte er, und es war als ob eine herrliche, altbekannte, lange vergessene Musik durch seine Worte klang:

„Du bist nie allein, hörst du? Weder du noch sonst irgendjemand ist je allein. Auch wenn es manchmal so aussieht. Trau nicht immer nur deinen Augen. Niemand ist jemals allein. Wir alle sind immer da.“    

 

„Ja so was!“, sagte die freundliche alte Dame nach einer Pause, „das haben Sie jetzt aber schön gesagt, Herr Engel.“ Und nachdem sie sich ein paar Tränen von den Wangen gewischt hatte, schnieft sie: „Noch einen Schluck von meinem köstlichen Kaffee?“

 

„Na ja“, sagte Gabriel, „wenn du noch etwas Zeit hast und uns einen kochen könntest?“ Er blickte auf das Telefon. Im nächsten Augenblick läutete das auch schon, und die freundliche alte Dame erhielt die Nachricht, dass sie erst zwei Stunden später zu ihrer Geburtstagsfeier abgeholt werden würde.

 

„Das ist ja wundervoll“, sagte sie auf dem Weg zum Wasserkocher und lächelte in sich hinein. „Ach ja, Herr Engel, und ich habe darüber nachgedacht. Ich will das.“ „Was denn?“, fragte Gabriel.

„Gesundheit und Wohlergehen und Fröhlichkeit“, sagte die freundliche alte Dame, “für mich und für alle anderen!“

 

Da strahlte der Engel über sein ganzes Gesicht …

 

Der Schreiber dieser Zeilen weiß nicht genau, was für schöne Gespräche der Engel Gabriel und die freundliche alte Dame noch miteinander führten und wie viel Kaffee noch getrunken wurde. Es wird aber berichtet, dass sich aus dieser ersten Begegnung zwischen der freundlichen alten Dame und dem Engel Gabriel eine echte Freundschaft entwickelt habe soll!


 © Christoph Engen, Januar 2014

  

http://www.wundersindkeinwunder.de

 

 

 

 

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